Würdigung
Auf Vorschlag der Joachim Jungius-Gesellschaft
der Wissenschaften verleiht die
HAMBURGISCHE STIFTUNG FÜR WISSENSCHAFTEN,
ENTWICKLUNG UND KULTUR HELMUT UND HANNELORE GREVE
den Förderpreis an
Herrn Dr. rer. nat. Andreas Terfort
Institut für Anorganische und Angewandte
Chemie, Universität Hamburg
"Hauchdünn und dennoch hocheffizient" - so lassen sich die Oberflächenschichten beschreiben, die Herr Dr. Andreas Terfort im Rahmen seiner Habilitation hergestellt und untersucht hat. Diese molekular dünnen Schichten bilden sich unter geeigneten Bedingungen selbständig auf Oberflächen und faszinieren durch ihre vielfältigen Eigenschaften Chemiker, Mediziner und Physiker gleichermaßen. Herrn Dr. Terfort ist es gelungen, durch eine Kombination interdisziplinärer Techniken ein tieferes Verständnis der Bildung, Eigenschaften und Manipulierbarkeit solcher Schichten zu wecken und mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen das System aromatischer Monoschichten weltweit zu etablieren.
Hamburg, am 26. November 2004
(Prof. Dr. Helmut Greve)
(Prof. Dr. h. c. Hannelore Greve)
Stiftungsvorstand
Danksagung von Dr. Andreas Terfort
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte
Frau Professor Greve, sehr geehrter Herr Professor Greve, sehr
geehrte Damen und Herren,
die Auszeichnung meiner Arbeiten mit dem durch das Ehepaar Greve
gestifteten Förderpreis der Hamburgischen Stiftung für
Wissenschaft, Entwicklung und Kultur ehrt nicht nur mich, sondern
auch alle, die für mich und mit mir gearbeitet haben. Dies
sind natürlich meine Mitarbeiter der letzten Jahre, aber
auch meine Familie und mein Mentor, Prof. Dr. Jürgen Heck,
der mir in den vergangenen Jahren immer mit Rat und Tat zur Seite
stand. Vor allem möchte ich aber heute den Stiftern dieser
Auszeichnung, Frau Professor und Herrn Professor Greve, sowie
der Joachim Jungius-Gesellschaft herzlich danken. Sie haben die
mir nahe stehenden Menschen und mich sehr glücklich und stolz
gemacht. Vielen Dank.
Im folgenden möchte ich versuchen, Ihnen sehr kurz mein Arbeitsgebiet
vorzustellen: Selbst-Organisation ist ein spontan ablaufender
Prozess, der durch Ablaufen eines vorgegebenen Algorithmus zu
stabilen, geordneten Systemen führt. In der Chemie wird der
entsprechende Algorithmus durch die Form und Funktionalisierung
der Moleküle "programmiert". Für die Herstellung
der von uns verwendeten Oberflächenschichten ist die Programmierung
denkbar einfach: Die Moleküle müssen in etwa stäbchenförmig
sein und an einem Ende eine Gruppe haben, die mit der zu beschichtenden
Oberfläche reagiert. Die Moleküle ordnen sich dann auf
der Oberfläche "wie die Zinnsoldaten" zu einer
dichten Schicht zusammen.
Unsere Arbeit setzt ein, wo andere Gruppen wegen der auftretenden
Schwierigkeiten aufgehört haben: Bei den Schichten, die nicht
mehr so geordnet sind, wie man sich das als Oberflächenchemiker
wünscht. Grund für diese Unordnung, die über die
Entropie beschrieben wird, sind üblicherweise störende
Wechselwirkungen innerhalb dieser Schichten, die die bisher verwendeten,
flexiblen Moleküle zum Verknäulen bringen. Unsere Idee
war es, steife, stäbchenförmige Moleküle einzusetzen,
denen ein Verknäulen unter keinen Umständen möglich
ist. Dieser Ansatz erwies sich als richtig und folgenschwer. Wir
waren plötzlich in der Lage, nicht nur die Schichtarchitektur
durch diese molekularen Streben eindeutig vorzugeben, sondern
konnten - und tun dies immer noch - andere, erheblich verbesserte
Eigenschaften feststellen und untersuchen. Eine dieser Eigenschaften
ist die Leitfähigkeit, die für den Aufbau nanoskopischer
Schaltkreise von erheblichem Interesse ist.
Bei dem auf der ersten Folie gezeigten Verfahren der Selbst-Organisation
aus Lösung entstehen immer gleichmäßige Beschichtungen.
Für viele Anwendungen ist es aber wichtig, die Oberflächenschichten
lateral zu strukturieren. Um diese Strukturierung zu erreichen,
verwenden wir das so genannte micro-contact printing, bei dem
die Moleküle förmlich auf die Oberfläche aufgestempelt
werden. Wir erreichen damit Auflösungen, die sonst nur durch
sehr aufwendige Verfahren erreicht werden können. Um Sie
von der Einfachheit und Leistungsfähigkeit des Verfahrens
zu überzeugen, habe ich ein kleines Experiment mitgebracht,
bei dem ich die Benetzbarkeit der Oberfläche gezielt lateral
moduliere. Die an sich unsichtbar dünnen Schichten lassen
sich so durch die Kondensation von Wassertröpfchen, wie sie
beispielsweise beim Anhauchen entstehen, unterscheiden. Da die
dann entstehende Struktur immer noch zu klein ist, um direkt sichtbar
zu sein, verwenden wir die jetzt hergestellte Struktur, um das
Licht eines Laserpointers zu beugen.
Auf diese Art und Weise können wir in unserem Labor bereits
funktionierende Stromkreise, die wir für die Sensorik verwenden,
schnell und kostengünstig herstellen
Ich hoffe, dass ich ein wenig von der Begeisterung, die meine
Mitarbeiter und mich bei der Arbeit mit diesen Schichten erfasst,
auf Sie übertragen konnte und danke für Ihre Aufmerksamkeit.